"Augen auf - hinsehen und schützen"

Prävention gegen sexualisierte Gewalt in unserer Pfarrei

praevention (c) Bistum Aachen
Datum:
Di. 23. Jan. 2024
Von:
B. Theissen und A. Wermter-Hesselmann

Im Mai 2022 wurde die neue Präventionsordnung in Kraft gesetzt. Sie ist eine Erweiterung und Präzisierung der bestehenden Ordnung. Es sind wesentliche Punkte weiterentwickelt worden. Im Mittelpunkt bei allen Präventionsmaßnahmen steht die Perspektive möglicher Betroffener. Die Themen der psychischen und physischen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse sowie der Sexuellen Bildung sind hinzugekommen. Ziel der neuen Ordnung ist es, dass sich Kinder und Jugendliche sowie schutz- und hilfebedürftige Erwachsene in der katholischen Kirche und ihrer Caritas sicher und geschützt fühlen.

Vorgesehen ist nun, die institutionellen Schutzkonzepte der Kath. Kirchengemeinde St. Jakob und ihrer Einrichtungen zu überarbeiten.
Sie werden nach Fertigstellung hier veröffentlicht.

Wie stellt sich die Arbeit zur Erstellung des Schutzkonzeptes in unserer Pfarrei dar?

Frau Schäfer: Alle Kirchengemeinden im Bistum Aachen müssen ein "Institutionelles Schutzkonzept" erarbeiten und schreiben. Herr Pfarrer Mauritz hat ein Team aus 8 Mitgliedern der verschiedenen Gremien und Arbeitsbereiche gebildet und mich als Präventionsfachkraft gebeten, in diesem Team mitzuarbeiten und dies zu begleiten, was auch zu den Aufgaben und der Funktion der Präventionsfachkraft gehört. Als ersten Schritt haben wir eine Risikoanalyse erstellt. Dazu haben alle Gruppen und Personen, die innerhalb der Pfarrei in irgendeiner Form mit KIndern arbeiten, einen Fragebogen erhalten. Der Rücklauf war sehr gut und die Antworten wurden ausgewertet und werden bei der Weiterentwickung des Schutzkonzeptes berücksichtigt. Im nächsten Schritt wird so etwas wie ein Verhaltenskodex erstellt. Auch hierbei werden die Mitarbeitenden wieder mit einbezogen.

Wie soll dieses Konzept aussehen und was ist sein Ziel?

Frau Schäfer: Es geht darum, sich als Kirchengemeinde zu positionieren: Zum Thema sexueller Missbrauch innerhalb der Kirche, aber vor allem dazu, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen, uns fortbilden, informiert sind und damit ein Signal senden und es möglichen Tätern damit auch sehr schwer machen. Letztlich geht es um den Schutz des Kindes. Wichtig ist, dass möglichst viele Leute sensibilisiert werden. Sexueller Missbrauch passiert überall da, wo Machtstrukturen vorhanden sind und ist immer ein Zeichen von Macht. Seit den 90er Jahren gebe ich Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen. Daher war es naheliegend, dass ich auch Referentin für Kurse gegen sexuellen Missbrauch innerhalb des Bistums und jetzt als Präventionsfachkraft beauftragt wurde.

Wo sind die Gefahrensituationen?

Frau Schäfer: Wir überlegen für die einzelnen Einrichtungen, Häuser und Arbeitsbereiche, an welchen Stellen Vorsorge zu treffen ist. Wor muss man zum Beispiel Öffnungszeiten ändern oder die Schlüsselgewalt anpassen, wo stehen Türen unkontrolliert offen? In den ausgefüllten Fragebögen haben die Beteiligten beschrieben, welche Maßnahmen sie schon durchführen, wie z.B. einsehbare Räume, kein Gespräch alleine, immer zu zweit arbeiten. Manche Dinge werden neu überlegt, denn es gibt Gefahrenmomente, deren wir uns früher nicht bewusst waren. Und es geht natürlich um ein angemessenes Verhalten jedes Mitarbeitenden. Um Nähe und Distanz. Es geht darum, eine Kultur der Achtsamkeit zu erlangen und um Handlungssicherheit für alle Beteiligten.

Ist das Schutzkonzept erst der Anfang?

Frau Schäfer: Nein, das Schutzkonzept ergänzt ein stufenweises Schulungsmodell, das bereits seit einigen Jahren im Bistum existiert. Personen, die nur wenig mit Kindern Kontakt haben, machen eine dreistündige Schulung, Mitarbeiter mit viel Kontakt zu KIndern und Jugendlichen müssen ein 12-stündiges Schulungskonzept absolvieren. Diese Personen müssen alle fünf Jahre nachgeschult werden. Die Pfarrei muss selbst dafür Sorge tragen.

Ziel der Schulung ist, dass Mitarbeitende, EhrenamtlerInnen und Honorarkräfte immer zuerst einmal Basiswissen erhalten zu Themen wie Täterstrategien, Opferverhalten, Hintergründen, rechtliche Grundlagen, aber auch, wie muss man sich bei Kenntnisnahme verhalten, entweder wenn sich ein Kind anvertraut oder wenn man einen Verdacht hat. Und gerade an diesem Punkt ist besonders wichtig, besonnen und bedacht zu handeln und genau zu wissen, was man tut und wie man vorgeht. Und auch darin wird man geschult.

Das Gespräch führten B. Theissen und A. Wermter-Hesselmann

An wen können sich Betroffene oder Mitarbeiter mit Verdachtsmomenten wenden?

Man kann mich unter der E-Mail-Adresse christel.schaefer@kijuze.de  oder christel.schaefer@bistum-aachen.de und telefonisch unter 0241/77808 erreichen, sich aber natürlich auch an die Hotline des Bistums wenden: 0241/452225

Die unabhängigen Ansprechpersonen sind die erste Anlaufstelle für Betroffene und Menschen, die eine Meldung machen möchten. Sie arbeiten unabhängig, führen qualifizierte Beratungsgespräche mit Betroffenen und informieren über mögliche Verfahrenswege und weisen auf unabhängige Beratungsstellen hin. Bei konkreten Verdachtsfällen im kirchlichen Bereich wird die Interventionsstelle einbezogen.

Die Ansprechpersonen beraten auch anonym bei Vermutungsfällen sexualisierter Gewalt.  
https://www.bistum-aachen.de/Aufarbeitung/hilfe-beratung/ansprechpersonen/ 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Internet unter folgender Adresse: www.praevention-bistum-aachen.de